Sonntag, 20. Oktober 2013
Weimar West
Als ich in der Bushaltestelle auf den Bus zum Bahnhof warte,
setzt sich eine 86-jährige Frau neben mich. Sie ist geschafft davon ihre Einkäufe
in einem dieser Bastkörbe nach Hause zu tragen. Es sind nur noch wenige Meter
bis zu ihrer Wohnung im Erdgeschoss des gegenüberliegenden Plattenbaus. Sie
wohnt gern in der Siedlung, nur die Schlepperei ist ihr zu anstrengend. Ihre
Tochter wohnt in Hessen. Ich schlage ihr vor einen Trolley für ihre Einkäufe
anzuschaffen. Das findet sie eine gute Idee. Bei einem Rollator schüttelt sie energisch den Kopf. „Was gibt es heute bei Ihnen zum Mittagessen“, frage ich die Dame. Sie
antwortet: „Kartoffelsuppe. Aber aus der Dose. Da ist noch was von gestern
übrig, das reicht mir. Früher habe ich immer gekocht. Aber ich bin ja allein,
da habe ich keine Lust mehr zu.“ Ich nicke. Der Bus biegt um die Ecke. Wir
verabschieden uns und sie wartet bis ich eingestiegen bin.